Die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag für Bahnbeschäftigte sind am Sonntag ergebnislos geendet. Als Reaktion darauf kündigte die Lebensgewerkschaft am Montag einen ganztägigen landesweiten Streik an. In Niederösterreich werden alle ÖBB-Züge eingestellt, auch die private Westbahn fahre nicht, weil sie ÖBB-Infrastruktur nutze, heißt es.
Betroffen sind alle Regional-, Fern- und Nachtzugverbindungen montags zwischen 0 und 24 Uhr. Um ein „Stranding“ von Fahrgästen und Personal zu vermeiden, werden laut ÖBB am Sonntagabend 46 internationale Verbindungen gestrichen.
Die S-Bahn wird nicht fahren und auch die Verbindungen zur Raaberbahn werden gestrichen. Der City Airport Train (CAT) von Wien-Mitte zum Flughafen Schwechat ist vom Streik betroffen, für die CAT-Strecke werde jedoch Schienenersatzverkehr angeboten, hieß es am Sonntagnachmittag im Flughafen. Außerdem ist die Busverbindung der Vienna Airport Lines geplant. Den Passagieren wurde geraten, genügend Zeit einzuplanen, um den Flughafen zu erreichen.
Mariazellerbahn, Badner Bahn und Wiener Linien
NÖVOG-Bahnen in Niederösterreich, wie die Mariazellerbahn oder die Waidhofener Citybahn, sind vom Streik nicht betroffen. Die Badner Bahn plant, einen 15-Minuten-Takt einzurichten. Allerdings stehen die Boosterzüge Wien Oper – Wiener Neudorf nicht mehr zur Verfügung und laut Wiener Lokalbahnen ist mit einem Anstieg der Fahrgastzahlen und längeren Wartezeiten zu rechnen.
Bei den Wiener Linien wird es am Montag keine Einschränkungen geben, aber auch dort wird mit einem Anstieg der Fahrgastzahlen gerechnet. Auch alle kommunalen Verkehrsbetriebe in Niederösterreich und Postautos werden wie geplant verkehren.
Was der Streik für Arbeiter und Studenten bedeutet
Beschäftigte, die für den Weg zur Arbeit auf die Bahn angewiesen sind, werden aufgefordert, sich nach “zumutbaren Alternativen” umzusehen, so die Arbeiterkammer (AK). Wenn es keine Alternativen zur Bahn gibt, rät die AK, den Arbeitgeber schnellstmöglich zu informieren. „Für Arbeitnehmer, die nicht pünktlich mit der Arbeit beginnen können, gibt es einen Grund, sie an der Arbeit zu hindern. Daher besteht keine Notwendigkeit, sich vor Ort freizunehmen oder Urlaub zu nehmen“, sagte AK auf seiner Website.
Grundsätzlich werden Studierende entschuldigt, wenn sie ihre Verspätung nicht zu vertreten haben, so das NÖ Unterrichtsministerium. „Alle, die wegen eines Streiks nicht zur Schule kommen können, sind entschuldigt“, betont Dieter Kraus, Sprecher von Bildungsministerin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP).
Die ÖBB empfehlen Carsharing
Die ÖBB bedauern, dass der Streik kommt. „Wir müssen Fahrgäste auffordern, sich nach Alternativen umzusehen“, sagte ÖBB-Sprecher Christopher Seif „Niederösterreich heute“. Seif rät Reisenden, Fahrgemeinschaften zu bilden oder, wenn möglich, Strecken mit dem Rad oder zu Fuß zurückzulegen. „Ein Schienenersatzverkehr in dieser Größenordnung ist nicht möglich, zumal Postautos regelmäßig im Einsatz sind“, betonte Seif.
ÖBB-Sprecher Christopher Seif streikt
ÖBB-Sprecher Christopher Seif spricht unter anderem über die Auswirkungen des ÖBB-Streiks. Er erklärt auch, was er Reisenden rät, die kein Auto haben.
Laut ÖBB-Sprecher behalten bereits gekaufte ÖBB-Standard- und Economy-Zugtickets bis zum 5. Dezember ihre Gültigkeit. „Bei Dauerkarten sieht es so aus, als würde man mit bestehenden Fahrgastrechten entschädigt“, kündigte Seif an. Erwarten Sie, dass die meisten Verbindungen bis Dienstagmorgen wieder verfügbar sind. Bei internationalen Zugverbindungen würden die Auswirkungen aber „bis weit in den Dienstag hinein zu spüren sein“, sagte Seif.
gegenseitige Schuld
Die Vertreter des Arbeitgebers und der Arbeitnehmer machen sich gegenseitig für den Streik verantwortlich. Die Arbeitnehmervertreter der Gewerkschaft Vida forderten zuletzt 400 Euro mehr in allen Tarifverhandlungen und Reallöhnen der Bahn. Die Arbeitgebervertreter der Wirtschaftskammer lehnten die Forderung – mehr zu dem in den Verhandlungen gescheiterten – Streik morgen ab (news.ORF.at; 27.11.2022).
Gleichzeitig erreichen die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag für den Einzelhandel einen Höhepunkt. So erteilte beispielsweise der Österreichische Gewerkschaftsbund seiner Untergewerkschaft GPA die Erlaubnis, im Einzelhandel zu streiken. Am nächsten vorweihnachtlichen Einkaufswochenende drohen Streiks; mehr Infos bei Streiks bedrohen auch den Einzelhandel (news.ORF.at; 27.11.2022).